„Mythos Prometheus“ beim 71. Festival junger Künstler Bayreuth

Publikum feiert Uraufführung des Musiktheaters

Mythos Prometheus“, das ambitionierte Leuchtturmprojekt des 71. Festival junger Künstler Bayreuth, wurde vergangene Woche als Uraufführung zweimal vor vollem Haus im Europasaal des Jugendkulturzentrums Bayreuth aufgeführt und vom Publikum begeistert gefeiert. In der ersten Konzerthälfte erlebten die Zuschauerinnen und Zuschauer markante Auszüge von Carl Orffs Monumentalwerk „Prometheus“. Im zweiten Teil konnten sie die faszinierende Uraufführung von „Prometheus Unbound“ des Hamburger Komponisten Prof. Fredrik Schwenk genießen.

Das einzigartige Projekt setzte sich mit der mythischen Figur des Prometheus aus heutiger Sicht auseinander und erzählte, auch musikalisch, eine außergewöhnliche Geschichte. Prometheus, der „Menschenbildner, Feuerbringer und Rebell“, wird seit Jahrtausenden als Symbolfigur des zivilisatorischen Fortschritts und der Auflehnung gegen die Götter gesehen. In seinem Kampf um die Wahrheit wurde er getragen von den entfesselnden Kräften des Orchesters, das unter der Leitung von Prof. Robin Engelen mit zahlreichen Instrumenten außereuropäischer Kulturen die Schicksale der Protagonisten mit einer neuartigen Musik begleitete und verstärkte.
            Im Gegensatz zu Aischylos’ Drama vom gefesselten Prometheus, auf dessen Grundlage Orff sein zwischen 1963 und 1966 entstandenes Musiktheater konzipierte, basiert die Komposition von Prof. Schwenk auf dem erstmals 1820 in London gedruckten lyrischen Drama „Prometheus Unbound“ von Percy Bysshe Shelley (1792–1822). Aus diesem idealisierten Typus des Wohltäters, dem Shelley alles Satanische nimmt, entsteht wiederum ein aktueller gesellschaftskritischer Interpretationsansatz, der den frühromantischen Idealismus infrage stellt. Die Komposition Schwenks spürte diesem nach und fügte damit der mehr als zweitausendjährigen Fortschreibung des Mythos Prometheus ein neues Kapitel hinzu, das sich mit einem entfesselten Prometheus auseinandersetzte.
          Regisseurin Michaela Dicu machte den Titan zu einem Outlaw und Whistleblower, der sich selbst zum Opfer stilisiert. Lichtdesigner Michael Kantrowitsch gelang es, diese Ideen mit seinen Lichteffekten wirksam in Szene zu setzen. Viel Beifall erhielten Bariton Georgios Iatrou als Prometheus und Jupiter, Sopranistin Caroline Adler als Io, Mutter Erde und Apollo sowie Bariton James Young als Okeanos und Demogorgon. Dr. Thomas Rösch, Direktor des Orff-Zentrums München, zeigte sich beeindruckt von der mehr als gelungenen Umsetzung der Auszüge aus Orffs „Prometheus“ und der Neukomposition von Prof. Fredrik Schwenk, die ganz im Sinne Carl Orffs stand. Die Besucherinnen und Besucher bedankten sich bei den Künstlerinnen und Künstlern mit stehenden Ovationen für eine grandiose Darbietung.

Bildunterschrift:
Tosender Schlussapplaus für das Ensemble von „Mythos Prometheus“. Vorne von links: Caroline Adler, Sopran; Robin Engelen, Dirigent; James Young, Bariton; Michaela Dicu, Regisseurin; Georgios Iatrou, Bariton; Fredrik Schwenk, Komponist. Foto: Astrid Loos

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